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Mit dem Hilfskovoi an die ukrainische Grenze

Trisport-Mitglied Olaf Breil fuhr mit dem Konvoi des Moosinninger Vereins Helferschwein e.V.  Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze.

Es war eine (kleine) E-Mail von Vorstandsmitglied Simone Blumoser die ein Lauffeuer beim Trisport Erding entfachte. Nach ihrem Hilfeaufruf an die Mitglieder, den Verein Helferschweine e.V. von Harry Hoyler mit Sachspenden wie Decken, Verbandsmaterial und haltbaren Lebensmitteln zu unterstützen, stand ihr Telefon nicht mehr still. Innerhalb weniger Tage stapelten sich Kartons über Kartons in ihrer privaten Garage – Platz für das eigene Auto war längst nicht mehr. Und Simones Ehemann Olaf wollte unbedingt noch mehr tun. „Ich hatte so Bock mitzufahren und die Spenden nach Polen zu bringen. Also habe ich kurz meinen Chef angeklingelt, ob er mich drei Tage entbehren kann. Er hatte überhaupt nichts dagegen.“, so Olaf – und schon war er als Fahrer mit im Boot. Sirko Papperitz, Geschäftsführer der Trisport Erding Event GmbH, bekam von unserem langjährigen Partner Autohaus Nagel zwei Transporter zur Verfügung gestellt, einen davon fuhr Olaf, den anderen ein Bekannter von Olafs Tochter.

Starten sollte der Konvoi am Mittwochnachmittag, bereits am Vortag wurde auf dem Hof in Moosinning gepackt, gestapelt und verladen. Ganz ursprünglich hatte Initiator Harry Hoyler, der selbst mit einer Ukrainierin verheiratet ist, mit zwei bis drei Transportern geplant – letztendlich rollten über 20 Fahrzeuge um 14 Uhr vom Hof Richtung Polen. „Letztendlich ist jeder für sich gefahren, als Kolonne hätten wir uns spätestens an der Ampel in Garching verloren“, scherzt Olaf. Einziges und rückblickend überlebenswichtigstes Kommunikationsmittel – WhatsApp. „Wir hatten eine Gruppe eingerichtet über die wir in Kontakt blieben. Fast minütlich trudelten Sprachnachrichten ein mit Schwierigkeiten, die Fahrzeuge vor oder hinter uns hatten.“

Und davon sollte es leider ein paar geben. Angefangen bei der Mautgebühr polnischer Autobahnen, die als nicht-polnisch sprechender „Hilfstourist“ mehr als unlogisch daher kommt, bis hin zu nicht ganz zu Ende gedachten Problemen „Marke Eigenbau“. Stichwort Hotelzimmer! „Münchner Stadtrat und Musiker Roland Hefter hatte die Buchung der Hotelzimmer in Polen übernommen, aber irgendwas lief da schief. Als es schon dunkel wurde, meldeten sich immer mehr Leute aus unserem Konvoi bei mir, die nicht auf der rumgeschickten Hotelliste standen“, erzählt Olaf. Was tun, wenn man „nebenbei“ noch einen vollbeladenen Transporter lenken soll? Ganz klar, SOS ins Backoffice. „Ich habe Simone um Hilfe gebeten und sie hat sofort alles stehen und liegen gelassen und die Bettenorganisation übernommen. Hat polnische Pensionsbesitzer mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt, gebucht, umgebucht, storniert und wieder gebucht – fast bis Mitternacht. Sie hat nen irren Job gemacht“, schwärmt der Ehemann.

Grund für die zahlreichen fehlenden Betten war auch, dass sich dem Moosinninger Konvoi, der auch von mehreren Fernsehteams begleitet wurde, noch weitere Hilfstransporte anschlossen, die am Ende auch Flüchtlinge mit nach Nürnberg nahmen. Letztendlich schafften es aber alle gemeinsam auf den Hof einer kleinen polnischen Spedition in einem Städtchen ca. 20 km vor der ukrainischen Grenze. Hier sollten die Hilfsgüter in die ukrainischen LKWs umgeladen werden. Richtig, SOLLTEN. Denn als der Konvoi ankam, war von den LKWs nichts zu sehen. „Die wurden nicht nach Polen gelassen“, erzählt Olaf – und am Ende auch nicht wieder zurück in die Ukraine. Doch das bekam Olaf gar nicht mehr mit, er musste seinen Transporter schnellstmöglich wieder zurück nach Erding bringen. Die Kartons wurden erstmal alle im Hof der Spedition manuell abgeladen – und gleichzeitig Stoßgebete gen Himmel geschickt, dass die aufziehenden dunklen Wolken warten können, bis die LKWs endlich da sind. Mit fünf Stunden Verspätung trafen die Ukrainer dann ein, verluden jeden Karton und fuhren wiederum mit ordentlich Verspätung dank peinlichst genauer polnischer Zollbehörden (nichts da mit unbürokratisch) ins ukrainische Lemberg (Lwiw). Die Hilfsorganisationen dort schickten ein Video des Entladungsvorgangs – Mission erfolgreich abgeschlossen.

„Es herrschte ein unglaublicher Spirit in unserer Truppe. Und das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles getan zu haben, ist einfach fantastisch“, schwärmt Olaf am Ende des Trips. „Ich würde sofort wieder fahren.“

Aktuell ist noch nicht bekannt, ob der Verein Helferschweine e.V. bereits über einen weiteren Transport nachdenkt. „Ich denke, es muss alles erstmal sacken – bei allen Beteiligten. Außerdem ist den Menschen dort im Moment vermutlich mit Geldspenden am meisten geholfen, der tatsächliche Bedarf ändert sich doch fast täglich“, erklärt Olaf. „Die großen Hilfsorganisationen sind jetzt vermutlich der erste und beste Ansprechpartner. Natürlich kann und sollte man auch immer die aktuelle Unterbringungssituation der Flüchtlinge im Auge behalten. Hier vor Ort, aber eventuell auch an der Grenze Polen-Ukraine.“

Text: Caroline Cornfine, Fotos/Video: Olaf Breil