Ein weiteres Highlight wartet auf euch beim 26. Stadttriathlon Erding. Neben unserem beliebten und gewohnten Moderator Hartwig Thöne von Sport1 wird euch heuer der frühere Ironman-Sieger Faris Al-Sultan anfeuern und in Erding begrüßen. Faris gewann in der Vergangenheit mehrere Ironman-Wettkämpfen wie in Hawaii, Frankfurt und Malaysia. Heute ist er als Triathlontrainer u.a. von Patrick Lange bekannt und ist als Sportmoderator tätig. Wir freuen uns riesig auf unser Moderatorenteam, das alle Starter und Zuschauer mit Sicherheit ins Triathlonfieber bringt! Das hat Caroline Cornfine als Aufhänger genutzt mit ihm ein Interview zu führen.
Zu Ihrer aktiven Zeit als Athlet waren Sie ja auch in Erding am Start. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Rennen?
Ich weiß gar nicht wie oft ich schon in Erding war, aber ein Rennen ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. In dem Jahr habe ich gegen Michael Göhner verloren. Damals gab es noch die Radstrecke durch das Holzland, die wirklich Spaß gemacht hat. Vor einiger Zeit war ich zusammen mit Patrick (Lange, der von Faris Al-Sultan trainiert wird, Anm. d. Red.) nochmal vor Ort und bin die neue Radstrecke abgefahren. Die ist nicht ganz so aufregend, aber die Veranstaltung hat nach wie vor eine tolle Atmosphäre und der Zieleinlauf am Schrannenplatz in der Innenstadt ist ein großes Highlight.
Abgesehen von Preisgeld und Prestige – waren Ihnen kleinere oder doch eher große Serien-/Markenrennen lieber?
In erster Linie hat es etwas mit dem Lokalkolorit zu tun, ob ein Rennen erfolgreich ist oder nicht. Ich habe viele tolle große Rennen gemacht, aber auch welche, die nicht besonders aufregend waren. Bei den kleinen Rennen macht doch das Herzblut der ehrenamtlichen Organisatoren den Charme des Events aus. Ich habe in eine Familie eingeheiratet, die seit etlichen Jahren selbst einen Wettkampf auf die Beine stellt. Ich weiß wie viel Arbeit dahinter steckt. Und die Leute machen sich in erster Linie die Mühe, weil sie den Sport lieben und nicht, um damit Geld zu verdienen. Das ist wirklich aller Ehren wert.
An welches Rennen haben Sie ihr Herz verloren?
Als Langdistanztriathlet wird der Ironman auf Hawaii immer eine besondere Rolle spielen, genauso wie das Rennen in Frankfurt mit dem Zieleinlauf am Römer. Ich habe aber auch viele kleine Rennen gemacht, die mir wahnsinnig viel Spaß gemacht haben, wie zum Beispiel der Triathlon im österreichischen Kirchbichl. Er hat zwar insgesamt nur rund 270 Teilnehmer, ist aber einfach sehr herzig und wunderbar. Es muss nicht immer ein großes Label sein.
Sie sind heute im sportlichen Ruhestand – dafür als Coach und Bundestrainer aktiv. Wie sieht heute ein typischer Tag bei Ihnen aus?
Die Arbeit als Bundestrainer ist jetzt auch kein klassischer Job, aber ich verbringe natürlich mehr Zeit am PC als früher. Den typischen Tag gibt es auch nicht, ich bin viel am Handy und telefoniere mit Trainern, der DTU oder Athleten. Ich schimpfe mich zwar Bundestrainer, betreue und trainiere aber keine Athleten 1:1, sondern übernehme eher Managementaufgaben und bin das Bindeglied zwischen den Heimtrainern der Athleten und dem Verband. Zwischendrin bin ich noch häufig auf Wettkampfreisen, die viel Zeit in Anspruch nehmen.
Schaffen Sie es trotzdem noch ab und an selbst aufs Radl zu steigen oder Laufen zu gehen?
Ich bemühe mich schon, gehe beispielsweise noch regelmäßig in der Früh schwimmen. Ich habe fast mein ganzes Leben lang Sport gemacht, das könnte ich jetzt nicht einfach weglassen. Allerdings habe ich mir heuer tatsächlich kein einziges Rennen vorgenommen. In den letzten Jahren bin ich doch immer wieder bei einem Radwettkampf oder Swim&Run gestartet. Mein ganzer Fokus liegt momentan auf dem Job und meiner Familie, die ich nicht mehr sehen würde, wenn ich an den wenigen freien Wochenenden noch selbst Wettkämpfe bestreiten würde.
Haben Sie nach ihrem Karriereende jemals mit einem Comeback geliebäugelt?
Nein! Trainieren, auch mal zeitweise etwas intensiver, macht mir nach wie vor viel Freude. Aber ich merke, dass ich viel langsamer regeneriere als früher. Und daraus ergibt sich ein Teufelskreis. Wenn ich langsamer regeneriere, kann ich auch nicht mehr so viel trainieren und komme dadurch nicht mehr so voran. Dazu kommt, dass mir sofort alles weh tut, wenn ich einmal im Training Vollgas gebe. Ich bin gestern erst 4,5 km im Freiwasser geschwommen und das merke ich heute deutlich in den Armen. Ich würde kein Profi-Triathlontraining mehr über einen längeren Zeitraum durchstehen. Da muss man sich selbst gegenüber ehrlich und realistisch sein. Bei einem Comeback würde es vielleicht noch reichen, um drittklassige Profis abzuziehen, aber das wäre nicht befriedigend für mich. Deshalb war ein Comeback nie eine Option.
Was empfehlen Sie unseren Teilnehmern, die beim Stadttriathlon zum allerersten Mal bei einem Triathlon an der Startlinie stehen?
Das Wichtigste ist wirklich Spaß haben und sich nicht verrückt machen lassen. Beim ersten Mal geht es sowieso nur darum, Erfahrung zu sammeln, ins Ziel zu kommen und ne Gaudi zu haben. Fehler macht man sowieso immer. Ein absoluter Klassiker dabei – zu schnell Angehen. Aber auch das darf man beim ersten Mal. Ins Ziel kommen, Spaß haben, der Rest kommt dann von ganz allein.
Können Sie sich noch an ihr allererstes Rennen erinnern?
Sehr gut sogar. Ich war 18 und das Rennen in Karlsfeld, gleich bei mir um die Ecke. Obwohl ich mich ziemlich verschwommen hatte, bin ich als Dritter aus dem Wasser und auf dem Rad grandios gestartet. Zumindest habe ich das gedacht – bis ich bei Kilometer 30 von den Damen der AK 40 bis 45 überholt wurde. Da dämmerte es mir, dass das mit dem Radeln noch nichts Großartiges ist. Laufen konnte ich auch nicht mehr, da ich bis dato so gut wie keine Koppelläufe trainiert hatte. Kurzum: Es war ein Desaster. Aber ich habe mich nicht entmutigen lassen, bin drangeblieben und habe mich weiterentwickelt. Und darum geht es ja letztendlich.
Beim Stadttriathlon stehen auch die Kinder hoch im Kurs, ihre Frau ist Schulsportbeauftragte des BTV. Was können Vereine ihrer Meinung nach tun, um Kinder für diesen Sport zu begeistern?
Das Wichtigste ist, dass die Kinder so früh wie möglich eine solide Schwimmausbildung bekommen. Am Anfang darf das Radeln und Laufen dann auch gern etwas nebenbei stattfinden. Eine allgemein gute Athletik und das Schwimmen ist eine wichtige Basis, um später in diesem Sport erfolgreich zu sein – und vor allem lange motiviert dabei zu bleiben. Denn bleibt das Erfolgserlebnis aus, geht auch der Spaß an der Sache verloren.
Ihr Sohn wurde gerade 5. Zeigt er auch schon Interesse daran, in Papas Fußstapfen zu treten?
Es ist noch ziemlich früh, aber ehrlich gesagt wäre mir das auch gar nicht so recht. Schwimmtalent hat er bisher auch noch keines gezeigt, allerdings fährt er sehr gut und sehr gerne Rad, das muss man ihm lassen. Wenn er unbedingt Triathlon machen will, darf er natürlich, aber mir wäre Schwimmen, Fußball oder Basketball lieber.
Haben Sie jetzt „in der Rente“ selbst eine neue Leidenschaft entdeckt, für die bisher keine Zeit war?
Als ich meine aktive Karriere beendet habe, habe ich eine ellenlange Liste geschrieben mit Dingen, die ich jetzt unbedingt machen möchte. Mit der Trainertätigkeit und jetzt der DTU bin ich aber nach wie vor noch so im Triathlon verhaftet, dass für überhaupt nichts anderes Zeit bleibt. Dazu trainiere ich selber noch so gerne. Auf der einen Seite ist das schön, weil es mir nochmal gezeigt hat, dass ich wirklich das Richtige in meinem Leben gemacht habe. Auf der anderen Seite natürlich bedauerlich, wenn man jetzt trotzdem so gar nichts anderes macht. Ich möchte aber nicht jammern und bin froh, dass ich immer noch mit so viel Spaß beim Triathlon dabei bin.
Was wäre auf dieser Liste denn ganz oben gestanden?
Tauchen, Bogenschießen – oder auch einfach Zeit für mich. Ich habe mir gedacht, dass ich dann mal nach dem Frühtraining in die Stadt gehe, mich ins Café setze und Zeitung lese. Kein einziges Mal ist das bisher passiert. Es war immer was anderes und letztendlich war es mir dann auch nicht so wichtig. Ich kann anscheinend nicht wirklich loslassen und mir auch nicht vorstellen, dass ich in 10 Jahren plötzlich die Lust am Triathlon und am Trainieren verliere.
Nichtsdestotrotz – Sie klingen sehr zufrieden und ausgeglichen.
Oh, ich bin sehr zufrieden und kann mich über gar nichts beschweren. Es ist im Moment alles so wie ich es haben will, mit spannenden Aufgaben und Herausforderungen.