Manche Dinge lassen sich nicht beeinflussen, eines davon ist sicherlich das Wetter. Und das machte in den Tagen vor dem 19. Stadtlauf nicht sonderlich viel Hoffnung. Knapp über 10 Grad und Dauerregen waren vorhergesagt. Bedingungen, die Hobbyläufer gerne einmal abschrecken. Aber es sollte ganz anders kommen, nur die letzten der rund 900 Starter (davon rund 150 Nachmeldungen am Rennwochenende) bekamen ein paar Tropfen ab, ansonsten gab es Rekordwetter: trocken, bewölkt, 15 Grad, so gut wie kein Wind. „Die Stimmung unserer Teilnehmer war fantastisch“, resümiert Mit-Organisator und Trisport Erding-Vorstandsmitglied Jürgen Feyerabend-Syré. „Ich habe sogar den Eindruck, die strahlen alle umso mehr, weil jeder damit gerechnet hatte, ordentlich nass zu werden.“
Die jüngsten Teilnehmer starteten Punkt 12 Uhr auf die Strecke. Darunter auch eine Gruppe von rund 20 Buben und Mädchen (ca. 3-6 Jahre alt), die Sabine Huyer, Leiterin des Kinderturnens des Trisport Erding, motiviert hatte, mitzumachen. „Die Kinder hatten so einen Spaß am Rennen und haben das ganz toll gemacht. Alle Starter sind ins Ziel gekommen, ich bin richtig stolz auf meine Truppe“, erzählt sie im Anschluss. Je nach Alter liefen die Kids beim Sparkasse-Kinderlauf zwischen 0,8 und 2,5 km. Ab 13:30 Uhr starteten die Stadtwerke-Hauptläufe. Über die 5 km sicherten sich Roman Schindlbeck (MRRC München Baugeschäft Laurent) in 16:34 Minuten und Katarina Denková (Hovnoracing) in 21:56 Minuten den Erdinger Alkoholfrei-Siegerhumpen. Über die 10 km hatten Johann Ioannou-Nikolaides (LG Stadtwerke München) mit 32:30 Minuten und Barbara Drewlo (Team Erdinger Alkoholfrei) mit 39:02 Minuten die schnellsten Beine des Tages. Die Trisport Erding-Mitglieder Adam Ahmed (5 km) und Benjamin Luber (10 km) liefen in 18:44 Minuten und 35:25 Minuten jeweils auf Platz 5 im Gesamttableau.
Und da die erwartete Abkühlung von oben doch ausblieb, verweilte der ein oder andere Athlet gerne noch etwas länger im Zielbereich, um sich am liebevoll zubereiteten Obst- und Müslibuffett und einem Erdinger Alkoholfrei zu erfrischen. Erstmals nach Corona erhielten die Läufer wieder das beliebte Finisher-Glas – komplett ging die Pandemie an der Veranstaltung dann aber doch nicht vorbei. Vor allem die Cheerleader, die normalerweise den Zielkanal säumen und den letzten Funken Energie aus den Läufern kitzeln, wurden von den Teilnehmern sehr vermisst. Die Truppe musste leider ganz kurzfristig absagen, da sie zu viele coronabedingte Ausfälle hatte.
Für ordentlich Stimmung an der Strecke sorgte dafür aber wieder eine Familie an der Niedermühle. Sie machten aus der Tatsache, dass ihr Haus direkt an der Rennstrecke liegt, eine Tugend, und heizten mit ihrer selbsternannten „Sound-Kurven“ den Läufern ordentlich ein – genauso wie „die Trisport-Jugend, die im letzten Kreisverkehr vor dem Ziel das ganze Rennen über ein Ramba-Zamba veranstaltet haben, als ginge es um olympische Medaillen. Das war einzigartig!“, schwärmte ein Athlet im Nachgang.
sport1-Moderator Hartwig Thöne, der seit vielen Jahren die Events des Trisport Erding begleitet und Zuschauer sowie Läufer unterhaltsam am Renngeschehen teilhaben lässt, sorgte dafür für den Gänsehautmoment des Tages. Er verabschiedete Trisport Erding-Institution Franz Groß, der seit mehr als 20 Jahren für die Laufstrecke beim Stadtlauf sowie dem Stadttriathlon verantwortlich war. Franz ist Gründungsmitglied des Vereins und war bei jeder Veranstaltung mit viel Herzblut dabei. „Es war eine tolle Zeit, auch wenn ich gemerkt habe, dass mir der Stress in den letzten Jahren etwas zu viel wurde und die Motivation darunter ein wenig gelitten hat“, so Franz. An zwei von unzähligen Geschichten, die er in all den Jahren erlebt hat, wird er sich aber immer erinnern. „Ich begleite traditionell den letzten Läufer bzw. Triathleten bis ins Ziel. In einem Jahr blieb der letzte Läufer plötzlich 500 Meter vor dem Ziel stehen. Auf meine Frage, was denn los sein, meinte er trocken: „Ich muss noch meine Zähne reintun“ – und zog dann tatsächlich ein Gebiss aus der Hosentasche.“ Und für einen Triathleten spielte Franz sogar Christkind im Hochsommer. „Der Kerl war nicht sonderlich gut trainiert und hatte ordentlich zu kämpfen auf den letzten Metern. Er erzählte mir, dass Lothar Leder sein großes Vorbild wäre. Was er nicht wusste, Lothar war in diesem Jahr bei uns am Start. Also habe ich kurz im Ziel angerufen und so bekam unser letzter Finisher seinen Humpen von seinem großen Idol überreicht“, erzählt Franz. Ein Erlebnis, das beide Seiten wohl nicht mehr vergessen werden.
Ein Nachfolger für Franz‘ Ressort ist noch nicht gefunden, aber eines ist jetzt schon klar: Er hinterlässt große Fußspuren, die im kommenden Jahr, wenn der Stadtlauf sein 20. Jubiläum feiert, zu füllen sein werden – unter welchen Wetterbedingungen auch immer!