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Die „Erdinger-Challenge“ am Walchsee

Der Erdinder Triathlon war noch nicht ganz verdaut, da stand am darauffolgenden Wochenende schon das nächste Event der Saison auf dem Plan. Nach meinem Debüt im vergangenen Jahr musste der Titel in der kleinen „Erdinger Challenge“ am 23. Juni 2024 wieder verteidigt werden. So ging es für Sebastian und mich bereits am Freitag nach Österreich an den Walchsee.

Mit bangem Blick auf die Wettervorhersage war das Equipment noch um Regen- und Wärmekleidung erweitert im Auto verstaut. Vor Ort begrüßte uns dann eigentlich bestes Wettkampfwetter. Beim Besuch der Expo auf dem Kirchplatz erfuhren wir allerdings schon von den ersten Wetterkapriolen in der vergangenen Nacht. Ein Zelt eines Ausstellers wurde beschädigt und Teile der Wechselzone hielten dem Wind nicht stand. Noch in der Nacht auf Samstag wurden alle Teilnehmenden informiert, dass der Bike Check-in erst am Renntag Sonntagfrüh erfolgen wird. Für Samstagabend wurde erneut ein Gewitter mit Regen und heftigen Wind angekündigt. Tags war es noch richtig schön und so musste die Wettkampfvorbereitung mit einem doppelten Espresso und einer Käsesahnetorte vollendet werden.

Der Wetterbericht entsprach leider doch den Tatsachen und es regnete die ganze Nacht bis in den Morgen durch. Etwas früher als ursprünglich geplant ging es aus unserer Unterkunft in Ebbs los. Am Walchsee angekommen lies zumindest der Regen nach. Sorge bereitete mir mehr die aktuellen Temperaturen. Daher steckten wir in die Bike-Wechseltasche noch eine Weste und zur Sicherheit eine Bike-Regenjacke. Ich wollte auf jeden Fall nicht auf dem Rad frieren, war mir aber über die Wahl der passenden Kleidung ziemlich unsicher. Aber dazu dann später dann mehr. Immerhin hatte die frühere Anfahrt auch etwas Positives. Wir konnten recht nah parken und mussten nicht in die weiter entfernten Parkmöglichkeiten ausweichen. „Der frühe Vogel …“ und so.

Der Bike Check-in ging am Morgen erstaunlich professionell und zügig, da hatte ich vom letzten Jahr noch die langen Schlangen durch den halben Ort in Erinnerung. Das Rad war schnell positioniert. Noch einmal kurz die Position und den Gang eingeprägt, damit später im Rennen auch wirklich nichts schiefgeht. Die beiden Wechselbeutel für Bike und Run waren gleich aufgehängt. Uniformhaft hingen sie in Reih und Glied an den nummerierten Haken. Bei dem einen oder anderen Beutel zeigte sich die Kreativität der Sportler, markierten sie ihren Beutel doch mit einer kleinen roten Schleife. Andere hatten ihre Startnummer mit Edding auf dem Handrücken geschrieben. Da fiel mir auf, dass ich mir die Startnummer unbedingt merken musste, damit ich meinen Beutel greife, wenn ich aus dem Wasser komme.

Andreas Sirtl (links) und Sebastian Strobl (rechts) beim Check-In am Walchsee

Die Zeit vor dem Rennen verging wie im Flug, rein in den Neo und schon galt es sich in die entsprechende Schwimmzeitbox für den Rolling Start einzureihen. Beim Rolling Start starten alle fünf Sekunden fünf Starter*innen. Dadurch wird der Massenstart entzerrt und es gibt keine Prügeleien im Wasser. Das Wasser hatte angenehme 21 Grad und war mit Neo perfekt zu schwimmen. Funfact: Da die Lufttemperatur nur 12 Grad betrug, war trotz des recht warmen Wassers Neopflicht. Einige wenige Starter wollten es nicht glauben und stellten sich in Badehose an den Schwimmstart, für sie war das Rennen schon vor dem Start gelaufen.

Die Schwimmstrecke hat es in sich – die erste Wende war einen knappen Kilometer weg. Das bedeutet 500m von Boje zu Boje. Obwohl die Bojen eine stattliche Größe hatten, muss man beim Schwimmen schon genau schauen, damit man das entfernte Ziel nicht aus den Augen verliert. Im Zweifel einfach mit der Meute mit schwimmen. Wie bei fast jedem Rennen, war auch dieses Mal wieder ein Zick-Zack-Schwimmer direkt vor mir. Irgendwie ziehe ich die magisch an. Im Großen und Ganzen fühlte ich mich auf der Ideallinie und musste nur ab und zu meinen Rechtsdrall leicht korrigieren. Auch die 1.9km sind zu schaffen und schnell war der Schwimmausstieg in Sicht. Ideal war ein Sportfotograf, der für seine Aufnahmen mit Blitz gearbeitet hat und damit gleichzeitig eine prima Orientierungshilfe für den Schwimmausstieg darstellte.

Die Wechselzone ist sehr übersichtlich, die Laufwege kurz und klar abgegrenzt. Zahlreiche Helfer sorgten auch hier für ein optimales durchkommen. Meinen Wechselbeutel schnappte ich mir auf Anhieb, die Startnummer war dank meiner kleinen Merkhilfe im richtigen Moment im Kopf. In der Wechselzone galt es nun aber die Frage der Kleidungswahl richtig zu treffen. Während ich mich vom Neo befreite, blickte ich mich in der Wechselzone umher. Etwa die Hälfte rannten nur im Trisuit zu ihren Rädern, viele hatten aber auch eine Weste und Armlinge angelegt. Nur wenige starteten mit einer Regenjacke. Ich entschied mich dann spontan für die Weste, die ich notfalls auch unterwegs an einer Verpflegungsstelle aufgegeben hätte. Sebastian war in der Wechselzone schon nicht mehr zu sehen, ich wusste er ist deutlich besser im Wasser und musste daher schon auf dem Rad unterwegs sein. In der Tat war sein Rad nicht mehr am Platz und so beeilte ich mich ihn auf dem Rad zu jagen. Der kleine Titel vom vergangenen Jahr musste ja nach wie vor verteidigt werden. Da sein Zeitrad es nicht mehr rechtzeitig aus der Reparatur geschafft hatte, bestand beim technischen Equipment Chancengleichheit. Mit dem Rennrad ging es raus auf die Straße, nach der Markierungslinie aufs Rad und mit festem Antritt rein in den wolkenverhangenen Kaiserwinkl. Der Wettergott war mit den Sportlern immerhin nachsichtig und der frühmorgens noch leichte Nieselregen war nun vollständig abgeklungen.

Auf dem Rad galt es zwei Runden mit je 45km zu meistern. Mein Tacho zeigte am Ende zwar nicht ganz die 90km an, dafür war mit 1140m nicht unerhebliche Höhenmeter auf der Strecke zu überwinden. Die Strecke selber ist traumhaft schön und würde an der ein oder anderen Stelle für den Blick auf den Kaiser zu einer kleinen Rast verleiten – wenn der Himmel wolkenlos gewesen wäre. So galt es sich auf das Rennen gegen die Uhr zu konzentrieren. Die Straßen waren bis auf einige windgeschützte Stellen schnell abgetrocknet. An den Anstiegen hatte ich mit meinem Rennrad einen deutlichen Vorteil gegenüber den Zeiträdern, bei der folgenden Abfahrt war es mit dem gewonnen Vorsprung aber schnell wieder dahin. So begegnete man auf dem Rad dann doch immer wieder den gleichen Teilnehmenden. In der Ebene und bei den Abfahrten war der Windschatten-Abstand auch gut einzuhalten, bei den zahlreichen Anstiegen drängelte es sich dann doch etwas mehr. Vorteile brachte es nicht, schließlich muss jeder einzelne Starterin selbst in die Pedale treten. Ein Anstieg auf der gesperrten Bundesstraße ging über 110 Höhenmeter auf einer Strecke von 3km. Im heimischen Trainingsgebiet müsste man für die Höhenmeter zweimal die Strecke von Lengdorf zum Holzwirt hinauf fahren.

Während Sebastian beim Schwimmen stärker war, musste er auf der Radstrecke Federn lassen. Mir gelang es aber erst kurz vor der Wechselzone ihn einzuholen. Da an dieser Stelle die Strecke im Begegnungsverkehr lief, konnte ich mich nicht von hinten anschleichen. Sebastian lies es nicht auf sich sitzen und ist noch mal volle Kante in die Pedale gestiegen. Er war dann als erster in der Wechselzone, dicht gefolgt von mir. Beim Wechsel auf den Halbmarathon entschied ich mich noch für einen Wechsel der Socken. Die Radsocken waren komplett nass und ich befürchtete mir Blasen zu laufen. So nutze der wechselerfahrenere Sebastian die Gunst der Stunde und ging als erster in die letzte Disziplin. Mit einer Minute Abstand folgte ich auf die vier Runden rund um den Walchsee.

Die Strecke rund um den Walchsee ist bis auf zwei kleinere Anstiege und eine kurze Rampe über einen Bach recht eben und bietet traumhafte Blicke auf den See, die Landschaft und das Bergpanorama. Ich musste mich aber wieder auf die kleine Erdinger-Challenge konzentrieren und zog mein Lauf-Cap noch weiter ins Gesicht. Mit dem Start in die zweite Runde fängt es an im Kopf zu arbeiten, jetzt muss man die ganze Strecke noch dreimal durchlaufen. Das Rennen gegen die Uhr habe ich an dieser Stelle schon ad acta gelegt, da meiner Smartwatch der Saft ausging. Davon habe ich mich aber nicht anstecken lassen und bin schon leicht in Trance in meinem Tempo einfach weitergelaufen. Fürs nächste Mal hole ich mir auf jeden Fall eine richtige Sportuhr. An der ersten Verpflegungsstelle auf der zweiten Runde hatte ich Sebastian dann erneut eingeholt. Ein kurzer sportlicher Gruß und es ging im gleichbleibenden Tempo an ihm vorbei. Nach einiger Zeit wagte ich den Blick auf das Verfolgerfeld, aber Sebastian konnte ich nicht mehr entdecken. Er hatte – wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte – aber auch schon wieder eine Laufgruppe zusammengesammelt und dabei sichtlich viel Spaß. Kurz vor Ende der Runde geht es mit einer kleinen Rampe über einen Bach. Die wenigen Meter sind an und für sich ja kein Problem, aber nach der bisherigen Belastung merkt man die Steigung sofort in den Wadeln. Mit kleinen Tippelschritten und rasenden Puls gehts hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Schon auf der dritten Runde kam die Sonne aus den Wolken hervor und es wurde durch den feuchten Boden recht schnell ziemlich drückend. Die vierte Runde empfand ich dann ziemlich belastend. Es half alles nichts, jetzt musste meine zweite Mitteldistanz nur noch mehr nach Hause getragen werden. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und überwältig von den Eindrücken ging es mit 5:42:37 über die Ziellinie. Noch während ich im Zielbereich die strapazierten Beine dehnte, erreichte Sebastian mit 5:47:27 das Challenge-Tor in Walchsee. Zusammen machten wir uns dann über den berühmten Kaiserschmarrn in der Zielverpflegung her und genossen auf den Bänken beim Dorfplatz unseren Challenge-Erfolg. Die kleine Erdinger-Challenge war in diesem Moment völlig nebensächlich.

(Text/Bild von Andreas Sirtl)