30 Jahre ist es nun her, dass aus einer Idee – beziehungsweise eher aus einem Gefühl – einer Handvoll Sportverrückter etwas ganz Großes wurde: der Trisport Erding e.V. wurde geboren. Ganz korrekt ist das nicht, denn die Vision eines Triathlonvereins in Erding, startete zu Beginn als Triathlonabteilung unter dem Dach des TSV Erding. Sieben Jahre später, auch, weil die Gründungsmitglieder der Abteilung langwierige Absprachen mit dem Hauptverein und endlose Versammlungen im verrauchten Vereinsheim satthatten, wurde der Trisport Erding als eigenständiger Verein gegründet.
Wie ging das damals eigentlich los? Was sind die lustigsten und kuriosesten Highlights? Und was macht den Trisport Erding im Herzen aus? Das haben wir die Gründungsmitglieder gefragt – und hier kommen ihre Antworten.
Ilka Rathje-Kübler:
Für mich waren die Jahre ab 1992 die intensivste Zeit. Mein Mann Hansjörg und ich waren neu in Erding und suchten Anschluss an eine Laufgruppe. Diese Gruppe traf sich damals im Stadtpark zum Laufen. Wir haben an vielen Läufen, der Ismaninger Winterlaufserie, Bergläufen, an Duathlons, die anderen auch an Triathlons teilgenommen. Wir waren in Meran für einen Halbmarathon, an Silvester im Olympiapark, haben am Staffelmarathon im Olympiapark mit zwei Mannschaften teilgenommen. Damals hatten Hansjörg und ich schon unsere zwei Jungs, die waren also auch immer dabei. Im November haben wir alle zusammen Trainingswochenenden im Bayerischen Wald absolviert, an den Wochenenden gings es zum Laufen in Winfried und Ottis Hütte in der Jachenau.
Wir haben mehrere Jahre an Ostern lange Läufe gemacht in mehreren Runden, Tee/Verpflegung gab es vor unserer Haustür, den Schneegriesel werde ich nie vergessen.
Immer donnerstags ging es nach dem Lauftreff in die Pizzeria zu Linda (Don Camillo) in Langengeisling. Und immer, wenn wir bezahlen wollten, waren die Wirtsleute gerade am Essen und es wurde doch wieder spät.
Irgendwann hatten Winfried und /oder Alfred Dünhuber die Idee, selbst einen Triathlon zu veranstalten. Die erste Veranstaltung war ein Swim and Run am Wörther Weiher. Die Orgatreffen der ersten Jahre fanden immer bei Alfred Dünhuber am Esstisch statt. Winfried war derjenige mit den Visionen, mehr als einmal habe ich so bei mir gedacht, das ist doch alles viel zu groß. Aber es ging immer weiter: mehr Teilnehmer, Verlegung des Triathlons nach Erding an Kronthaler Weiher und Schrannenplatz. Die Anmeldungen für den Triathlon kamen bis 2000 per Post zu mir. Niemals wieder kannte ich unseren Postboten so gut. Irgendwann hat er sich mal erkundigt, ob ich an einem Kettenbrief teilgenommen hätte, das wäre nämlich verboten…. Die letzte Woche vor dem Triathlon klingelte zu den unmöglichsten Zeiten das Telefon, weil die Leute noch Fragen hatten. 2000 war ich schwanger und die Nacht vor dem Triathlon habe ich im Krankenhaus verbracht, weil ich vorzeitige Wehen bekam – letztendlich eine Stressreaktion. Danach war für mich Schluss – lange Jahre habe ich mich komplett rausgezogen. Es wurden immer noch mehr Teilnehmer*innen, alles wurde professionalisiert, aber damit leider auch unpersönlicher. An eine lustige Geschichte beim KidsTri erinnere ich mich hier immer wieder gerne: Der Wendepunkt der Kinderlaufstrecke war aus Versehen bereits abgebaut, bevor die letzte Kindergruppe mit Bernd Grimm als Führungsradfahrer auf die Strecke ging und Bernd fuhr und fuhr und fuhr… Hansjörg hat sich draufhin von einem früheren Trisport Mitglied, der mit Fahrrad unter den Zuschauern stand, das Fahrrad ausgeliehen, ist den Kindern hinterher geradelt und hat sich dann als Wendepunkt auf die Strecke gestellt.
Ganz klar ist, dass es diesen Verein ohne Winfried nie gegeben hätte. Allerdings ging es natürlich auch nicht ohne die Mitglieder, die halfen, seine Ideen in die Tat umzusetzen….
Robert Wimmer:
Wenn ich an den Trisport Erding denke, fallen mir zuerst die besinnlichen Weihnachtsfeiern ein. Günther Emmer gab den Nikolaus und lies in sehr amüsanten Rückblicken das letzte Jahr Revue passieren. Wolfgang Behn leistete ihm als Krampus Beistand.
Der Sport ist natürlich der Kern des Vereins, weshalb ich gerne an die vielen Wettkämpfe – auch denjenigen, eine Schwimmbahn für ein gemeinsames Schwimmtraining im Stadtbad Erding zu ergattern – zurückdenke. 2003 starteten besonders viele Trisportler zusammen beim Challenge Roth und bei unseren eigenen Veranstaltungen war ich auch immer gerne dabei. Zusammen aufbauen, selber starten und dann wieder zusammen abbauen.
Neben dem Sport ist aber eine Sache besonders wichtig: Der Zusammenhalt im Verein und das soziale Engagement außerhalb. An eine Aktion erinnere ich mich besonders: Für ein an Leukämie erkranktes Mitglied unserer TriKids, die ich zusammen mit Dani Mau aufgebaut habe, organisierten wir eine DKMS Typisierungsaktion in der Grundschule am Ludwig-Simmet-Anger. Die Kids veranstalteten einen Kuchenverkauf, um die Kosten abfedern zu können. Das ist es, was für mich den Trisport Erding ausmacht.
Günther Emmer:
Ich erinnere mich besonders gerne an unsere ersten veranstalteten Triathlons am Wörther Weiher. Wir wollten bei der Siegerehrung etwas „vorweisen“. Also haben Winfried und ich von Pokalen, die wir selbst einmal gewonnen hatten, die Schilder entfernt und neue daran befestigt.
Unsere Zielverpflegung für die Teilnehmer bestand u.a. aus Milchprodukten von „Dellermilch“ aus München – unserem einzigen „Sponsor“ zu dieser Zeit.
Bernd Grimm:
Was den Verein ausmacht, ist eine wunderbare Mischung aus ehrgeizigen Ambitionen sowohl sportlich als auch die Veranstaltungen betreffend mit einer gelebten Gemeinschaft, in der auch Breitensportler ihren Platz finden, die keine Triathleten sind. Die niederschwelligen sportlichen Angebote für alle Altersgruppen sind eine echte Bereicherung, um den Einstieg zu finden. (Laufeinsteiger, Schwimmkurs etc.) garniert sind die Aktivitäten durch die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung (Unterstützung verschiedener Einrichtungen) und das Leben von Werten. So hat der Vorstand schon mal bei Streitigkeiten unter Mitgliedern vermittelt und dadurch eine juristische Auseinandersetzung vermieden. Das Engagement für eine Knochenmarkspende ist nur eines von vielen Beispielen.
Die älteren Mitglieder meinen aber, dass früher viel mehr gefeiert wurde.
Winfried Kretschmer:
Also eins ist sicher: Langweilig war es nie in den 30 Jahren. Immer gab es neue Ideen, neue Einflüsse, neue Projekte. Auch neue Veranstaltungen. So haben wir bereits in den Anfangsjahren den Isentaler Duathlon ins Leben gerufen, uns dabei allerdings etwas übernommen, so dass der Wettkampf leider nur ein einziges Mal stattgefunden hat. Mit dem Stadtlauf lief es dann besser – er wurde zur zweiten großen Veranstaltung neben dem Triathlon. Und dann kam noch das Dreikönigsschwimmen als kleineres Event mit besonderem Charakter im Winter hinzu.
Immer wieder wurde Neues integriert: Winterschwimmen, Trailrunning im Wald, Yoga, Nordic Walking und die Trainingsworkshops, die viele neue Impulse für ein abwechslungsreiches Training vermittelt haben. Das ist ganz im Sinne des Triathlon-Gedankens. Triathlon folgt ja einem Multisport-Ansatz. Auch von seiner Entstehungsgeschichte her spielt dieser Multisport-Gedanke eine wichtige Rolle. Gerade im Voralpenland waren die Skiclubs, die nach Trainings- und Wettkampfmöglichkeit im Sommer suchten, ja maßgeblich an der Etablierung des Sports beteiligt. Diesen Multisport-Gedanken hat Trisport Erding konsequent weitergeführt und sogar noch ausgebaut. Trisport war ja nie ein reiner Triathlon-Verein, sondern von Anfang an auch im Laufbereich aktiv und im Leichtathletikverband vertreten. Immer waren Laufwettbewerbe bis hin zum Marathon im Programm, Duathlon ebenso. Mit diesem Angebot ist Trisport sehr breit aufgestellt und immer offen für Neues.
Wichtig ist auch, dass es bei Trisport keine engstirnige Konzentration auf den Sport allein gab. Immer wurden Kultur und Soziales mit integriert. So gab es bei unseren Veranstaltungen bald schon ein kleines kulturelles Rahmenprogramm mit Musik an der Strecke und Darbietungen im Rahmen der Siegerehrung. Soziales gehört ebenfalls zur DNA des Vereins. Anfangs als Spendenaktion bei der Weihnachtsfeier für die Brücke, dann kam die Packerlaktion für die Bewohner des Fendsbacher Hofes hinzu, die nun ebenfalls schon 20 Jahre läuft und dank Simone und Otti auch über die Corona-Zeit hinweg durchgezogen wurde. Hinzukamen Spendenaktionen für die Tafel und die Ukraine Hilfe – alles Belege für die soziale Ader des Vereins.
Apropos Kultur noch: Trisport hat eines der wahrscheinlich größten Open-Air-Konzerte in der Erdinger Innenstadt veranstaltet. Das kam so: die große Bühne für die Siegerehrung war ja da, ebenso eine kräftige Lautsprecheranlage mit PA, und Kontakt zu der afrikanischen Band NKABOM gab es auch, die schon in kleinerem Rahmen aufgetreten war. Da lag es nahe, die Musiker auf die große Bühne zu holen – für ein Open Air am Vorabend des Triathlons. Das war dann eine wunderbare Nacht mit beinahe tropischen Temperaturen – der Zapfhahn jedenfalls lief den ganzen Abend ununterbrochen, und auch die Musik endete erst gegen Mitternacht.
Wirklich kritisch wurde es zweimal in der Geschichte des Triathlons. Einmal, das war noch in den Anfangsjahren in Erding, hatten wir am Freitagvormittag vor der Veranstaltung noch keine Genehmigung vorliegen, die aber nach einigen hektischen Telefonaten dann doch noch rechtzeitig eintraf, bevor die Verwaltung in das Wochenende ging. Das zweite war ein Starkregen kurz vor dem Start am Kronthaler Weiher. Der Niederschlag war so heftig, dass sich über der Wasseroberfläche ein Nebel fein verteilter Wassertröpfchen bildete und die Wasserwacht sagte: Start unmöglich! Da hat sich ad-hoc ein kleines Krisenteam gebildet, das versucht hat, die Situation in den Griff zu bekommen. Ein Anruf von Jürgen bei den Fluglotsen am Flughafen hat dann ergeben, dass die Wetterfront bald durch sein würde. So war es dann auch, und bald konnte regulär gestartet werden.
Otti Freund:
Mit dem Trisport Erding verbinde ich sehr viele schöne Erinnerungen. Unzählige Wettkämpfe, zum Beispiel den Jungfrau Marathon (eine ordentliche Herausforderung für uns „Trisport-Flachland-Tiroler“, die Duathlon-Langdistanz im Fichtelgebirge, die Ismaninger Winterlaufserie. Viele Wettkämpfe fanden als Mannschaft statt, besonders schön, weil man alles zusammen erlebt, aber auch manchmal kritisch, weil am Vorabend doch ab und an zu intensiv gefeiert wurde.
Besonders der Lauftreff war jahrelang mein „Steckenpferd“ mein Trisport. Hansjörg Kübler hatte ihn anfangs allein geleitet, ab 1996 kam ich mit ins Boot. Von anfangs 2 Laufgruppen sind wir im Laufe der Jahre auf 6 Gruppen gewachsen, was nicht immer einfach war, bis zu 50 Leute innerhalb kurzer Zeit auf die unterschiedlichen Gruppen aufzuteilen. Ging auch mal nach hinten los, als ein noch etwas ungeübter Läufer in die Gruppe der schnellsten rutschte und Franz Groß am Ende große Mühe hatte, ihn wieder zurückzubringen. Aus dem Lauftreff ist auch die Idee eines Laufeinsteigerkurses entstanden, um mehr Leute an den Laufsport heranzuführen. Der erste Kurs fand 2007 unter dem Motto „Eine Stunde ohne Pause – das schafft jeder“. Und am Ende des Kurses (nach drei Monaten) habe ich jedem glücklichen Läufer und jeder stolzen Läuferin das Laufabzeichen überreicht; das war für mich immer eine sehr schöne Aufgabe zum Abschluss.
Ich bin so dankbar, dass Thomas Tausch den Kurs ab 2018 weitergeführt hat. Jedes Jahr hat Trisport so etwa 40 sogar 50 Leute zum Sport/zum Laufen gebracht.
Natürlich waren auch unsere Veranstaltungen immer ein Highlight im Trisport-Jahr. Viele Jahre war ich im Team für die Zielverpflegung Triathlon und Stadtlauf verantwortlich.
Da hatte ich eine super verlässliche Gruppe von Frauen. Und dazu gehörte mein „Edelhelfer“ Günter Emmer, der immer vom Aufbau bis zum Aufräumen geholfen hat.
Richtig Stress hatten wir einmal: ein Gewitter zog am frühen Nachmittag auf, Triathleten der Olympischen kamen ins Ziel, eine Böe riss die Pavillons samt Tischen um – Kuchen und Obst fielen zu Boden. Gott sei Dank passierte weiter nichts, keine Verletzung von Sportlern, nur etliche Pavillons waren beschädigt. Und: unser Kuchen reichte gerade noch für die letzten Sportler, die ins Ziel kamen.
Abgesehen vom sportlichen Bereich gefällt mir bei Trisport das soziale Engagement und die Projekte, da habe ich immer gerne mitgemacht. Initiiert wurden die Geschenkpackerl für den Fendsbacher Hof (heuer ist vor Weihnachten schon die 20. Übergabe geplant) oder die Christbaumversteigerung mit Erlös für die Brücke von Winfried Kretschmer. Aber das soziale Engagement wurde wunderbar weitergeführt von Simone Blumoser: Spendenlauf der TriKids und Sammelaktion für die Tafel und Ukraine. Und die Trisportler machen mit!!!
Die Gründungsmitglieder von Trisport Erding e.V.:
Günther Emmer, Ottilie Freund, Bernd Grimm, Winfried Kretschmer, Matthias Neumayr, Karl Pfeiffer, Ilka Rathje-Kübler, Robert Wimmer
Text: Caroline Cornfine, Gründungsmitglieder; Fotos: Gründungsmitglieder