Anders als die sonst flache, schnelle Strecke des Stadtlaufs Erding glich die Organisation des 1. Corona Stadtlaufs eher einem Hindernisparcours. Angefangen bei der grundsätzlichsten Sache überhaupt: Lässt die Infektionslage eine Veranstaltung in dieser Größenordnung überhaupt zu? Wenn ja, sind die damit verbundenen Auflagen generell umsetzbar? Und als wäre Corona allein nicht schon Herausforderung genug gewesen, blieb zusätzlich ein weiteres großes Fragezeichen: Wo kann überhaupt gelaufen werden? Die übliche Zielgerade durch den Schönen Turm war aufgrund der Baustelle noch nicht möglich – und auch die Alternativstrecke um den Volksfestplatz platzte in letzter Sekunde aufgrund des parallel stattfindendes Herbstfests. Aber der Trisport Erding wäre nicht der Trisport Erding, wenn sich nicht für jedes noch so große „Problem“ eine Lösung finden würde. Dank unbürokratischer Unterstützung der Stadt Erding konnte das Event innerhalb kürzester Zeit genehmigt werden, Laufstreckenchef Franz Groß bastelte kreativ zum Lauf- noch eine Denksportaufgabe in die neue Strecke (am Mühlgraben mussten die Teilnehmer der 10 km erst dreimal links, dann zum Schluss rechts abbiegen) und Start und Ziel wurden einfach gebündelt in der Langen Zeile aufgebaut – wie und wo genau entpuppte sich allerdings erst am Rennmorgen so recht.
Doch pünktlich um 12 Uhr zählte sport1-Moderator Hartwig Thöne dann tatsächlich den Countdown für die Allerkleinsten herunter, die die ersten 800m des Sparkasse Kinderlaufs mit Feuereifer eroberten. Fast komplett sturzfrei schafften es alle 300 Kinder und Schüler auf den verschiedenen Distanzen (800 m, 1,3 km und 2,5 km) ins Ziel und bewiesen, dass man sich um den Nachwuchs vorerst keine Sorgen zu machen braucht.
Im Anschluss gingen die knapp 400 Läufer über 5 bzw. 10 Kilometer beim Stadtwerke Lauf an den Start – Corona-konform aufgeteilt in Startgruppen von maximal 50 Personen. Die Siege holten sich Philip Mayerhofer (LG Sempt, 17:46 min) und Theresa Kratzer (LG Sempt, 20:34 min) sowie Matthias Ewender (LG Region Landshut, 32:32 min) und Charlotte Veitner (München, 38:56 min).
Die Sicherheit der Athleten hatte für das Organisationsteam oberste Priorität, offensichtlich aber auch die Sportler selbst, denn es wurde sich vorbildlich daran gehalten, vor und nach dem Lauf Maske zu tragen (das Angebot einer frischen Maske im Ziel wurde dankend angenommen), den Bereich der Zielverpflegung zügig zu verlassen und sich lieber zu Hause als beim Rennen von Familie und Freunden feiern zu lassen.
Trotz der übersichtlichen Anzahl an Zuschauern und Passanten sowie dem Corona-bedingt nicht vorhanden Rahmenprogramm kam ordentlich Rennstimmung auf – auch dank ein paar Anwohnern an der Strecke, die einfach zu Hause den Bass aufdrehten, Fenster und Türen öffneten und den Läufer ordentlich einheizten. Soviel Laufsportbegeisterung muss belohnt werden – dachten sich dann die TriKids des Trisport Erding, die sich nach ihrem Zieleinlauf kurzerhand einen Kasten Alkoholfreies schnappten, um sich damit bei der Familie für die musikalische Unterstützung zu bedanken.
Die TriKids standen nach einem weiteren Jahr mit wenigen Kämpfen hochmotiviert (und zum Teil durchaus nervös) am Start, im Ziel sah man jedoch bei allen Athleten überwiegend glückliche Gesichter. „Freunde und Familie treffen angefeuert werden, aufgeregt sein, erleichtert sein, Sport machen…das alles hat dieses Jahr der Stadtlauf Erding für mich bedeutet“, resümiert Adam Ahmed, der mit Vereinskollege Yannis Schönfelder die 5 km in Angriff nahm. Auch Hauptorganisator und Vorstandsmitglied Jürgen Feyerabend-Syré zieht eine positive Bilanz des 1. Corona Stadtlauf Erding: „Wir hätten noch für ein paar Läufer Platz gehabt, aber letztendlich sind wir mit der Resonanz der Teilnehmer sehr zufrieden und freuen uns, dass wir nach so langer Zeit ohne Wettkämpfe niemandem absagen mussten. Von Eltern und Teilnehmern gab es durchweg positives Feedback, was uns sehr stolz macht, aber ohne die tolle Unterstützung unserer Sponsoren und Partner nicht möglich gewesen wäre. Und jetzt freuen wir uns schon auf das nächste Jahr und hoffen auf einen Zieleinlauf am Schrannenplatz und durch den Schönen Turm sowie auf das gleiche großartige Helferteam wie in diesem Jahr – vielleicht aber dann ohne Maske!“
(Text: Caroline Cornfine, Bilder: Martin Schönfelder)
