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Aufgeben ist keine Option

Eine Mitteldistanz in Portugal allein klingt schon anstrengend. Für unser Mitglied Sebastian Strobl war der Wettkampf allein aber nur ein Kraftakt von vielen auf dem Weg zur Start- und Ziellinie. Ein Rennbericht mit etlichen Stolpersteinen (vielen guten Tipps für Nachahmer) – und einem Happy End!

Lissabon, Oktober 2018. Bei einem Kurztrip nach Lissabon stehe ich bei einem schönen Glas Wein auf einem der vielen Hügel und beobachte den Sonnenuntergang über dem Fluss und der Stadt. Dabei kommt der Gedanke auf, dass hier ein Triathlon bestimmt ganz schön cool ist. Zu Hause sollte sich diese Idee dann manifestieren. Nach kurzer Recherche stellte sich die Challenge Lisboa über die Mitteldistanz als klarer Favorit heraus. Eigentlich sollte es im Mai 2020 so weit sein, doch was in diesem Jahr über uns hereinbrechen sollte, war damals noch nicht abzusehen. Nach fünf Verschiebungen sollte das Rennen letztendlich im September 2021 stattfinden. Ich habe ordentlich an mir gearbeitet, auch eine Ansteckung mit Covid19 im Mai 2021 hat mich nicht aufgehalten. Die Inzidenz war nach einem Allzeithoch in Portugal wieder im freien Fall. Das Rennen war zum Greifen nahe.

Als alles in vermeintlich trockenen Tüchern war, kam eine erneute Absage. Dieses Mal war es aber nicht Corona, sondern die verschobene Regionalwahl.  Der ganze Aufwand, wieder für nichts? Ein Bekannter war kreativ und meinte, dass eine Woche später in Setúbal ein anderer Wettkampf wäre. Kurze Recherche: auch der Triathlon in Setúbal ist eine Mitteldistanz. Nach kurzer Überlegung habe ich den Strohhalm ergriffen und mich angemeldet. Der Startpreis von 150 EUR war mehr als verträglich, kostet doch ein Rennen aus dem Hause Ironman oder Challenge gerne das doppelte oder mehr. 

Setúbal ist etwas größer als Erding und liegt an der Mündung des Flusses Sado an einer großen Bucht und ist umgeben von Feldern und relativ niedrigen Bergen. Das mit den Bergen sollte noch relevant werden. 

Wie bekommt man ein Fahrrad von Erding nach Lissabon? Der Radtransport hin und zurück kostet bei der Lufthansa 150 EUR (Sperrgepäck). Oder man fliegt Business Class und nimmt das Rad umsonst mit. Das war unterm Strich günstiger als Eco + Sperrgepäckzuschlag. Problematisch wurde es aber dann, das viele Gepäck zum Flughafen zu bekommen. Ein Radkoffer ist groß und sperrig. Zusammen mit dem normalen Gepäck ist ein Auto dann schnell so voll, dass da kein Mitfahrer mehr Platz hat. Spoiler Alarm: Wir haben einen Teil des Gepäcks schon am Vorabend aufgegeben. Das vermeintliche Drama der Radkofferaufgabe war kein Problem. „Wie schwer ist der Koffer?“ „Ca 20kg.“ „Schalter 36 bitte abgeben“. Und das wars. 

Sicher in Portugal gelandet

In Lissabon gelandet stellt sich die nächste existenzielle Frage des Lebens. Wie kommt man nach Setúbal? A) Taxi für 80 EUR/oneway B) Mietwagen für 70 EUR/Tag oder C) Zug für 6 EUR. Die richtige Antwort sollte C) lauten. Nach etwas über 2 Stunden (wären wir gleich vom Flughafen aus zum richtigen Bahnhof gefahren, wären wir 40min schneller gewesen) waren wir in Setúbal und nach weiteren 15min im Hotel. Das Hotel war ein Glücksgriff. Da wir 3 Nächte gebucht hatten, gabs ein nettes Upgrade ins Premium-Zimmer. Sehr praktisch, denn das Zimmer hatte einen großen Erker, der perfekte Platz um das Fahrrad zusammenbauen. Das Thema Platz sollte man bei der Zimmerwahl bedenken. 

Die Abholung der Startunterlagen war trotz der Sprachbarriere problemlos. Dafür konnte man schon erkennen, wie die Wechselzonen Gestalt angenommen haben. Der Aufwand, der dort betrieben wurde, war ganz schön happig. Vor allem, als ich feststellen musste, dass dieses Mal gerade einmal 500 Starter gemeldet waren. 

Die Ruhe vor dem Sturm

Wieder zurück zum Hotel, Equipment vorbereiten und auf zur T1. Die Wege werden mit der Zeit auch in kleinen Orten weit und lang. Die T1 war sehr professionell aufgebaut und ein langer Schlauch. Mein Platz war ziemlich weit hinten am Schwimmausstieg. Als nächstes habe ich das erste Mal wahrgenommen, wie weit man eigentlich schwimmen musste. Während der Krontahler Weiher in Erding überschaubar ist, war das andere Ufer der portugiesischen Bucht kilometerweit weg. Einmal den Finger ins Wasser gesteckt und abgeschleckt, ja, das Wasser ist in der Tat Salzwasser. Das kann spannend werden, in Salzwasser bin ich noch nie geschwommen. 

Am Renntag wurde ich schon um 4 Uhr wach. Nicht vom Wecker, sondern vom Sturm, der an diesem Tag über Portugal gezogen ist. Bei strömenden Regen zur T1 zu marschieren war interessant. Aber es war klar, dass spätestens zum Schwimmstart der Regen aufhört. Kurzer Check des Rades, das ziemlich viel Wasser abbekommen hat: alles in Ordnung. Kurz darauf war einschwimmen angesagt. Knapp 16 Grad soll das Wasser gehabt haben. Das Abhärtungstraining bis zum Schluss im Kronthaler Weiher mit der Mittwochsrunde hatte sich aber bezahlt gemacht, ich habe es nicht als schlimm empfunden. Der Start selbst war als Rolling-Block – so ähnlich wie es auch 2021 in Erding war. Der Startschuss fällt und alle fünf Sekunden werden sechs Leute auf die Reise geschickt. „Bom Prova“ heißt es da noch, „Gutes Rennen“. 

Während die Wolken am Himmel immer noch sehr dunkel sind, versuche ich meinen Rhythmus zu finden UND auch das zu machen, was Frauke immer gepredigt hat. Nur dummerweise sind ständig Leute in meinem Weg, die ich überholen musste. Das hat mich etwas irritiert. Aber gut, passiert. Auf halber Strecke war eine australische Wende, d.h. man verlässt das Wasser, läuft um eine Boje und sprintet wieder ins Wasser. Weiter ging es zu den letzten 900m. Endlich war das Land erreicht. Der Blick auf die Uhr hat mich dann aber ziemlich überrascht: 33min. Fünf Minuten schneller als beim letzten 70.3!

Endlich raus aus dem Wasser!

Jetzt kam die schwerste Frage des Tages: Was ziehe ich an? Schnell ein Baselayer unter den Trisuit oder die Weste oder beides? Noch war es wolkig und etwas kühl. Auch die Nachbarn waren unsicher. Spätestens zum Zeitpunkt des Laufens sollte es recht warm werden – bis zu 25 Grad lautete die Prognose. Also, Weste her, die ist im Zweifel am schnellsten ausgezogen. Jetzt sollte sich die Position ganz hinten in der Wechselzone rächen: Ich musste das Rad mehrere hundert Meter durch das Chaos schieben.

Zunächst ging es einen Kilometer über Kopfsteinpflaster bis zum Boulevard von Setúbal, der komplett gesperrt war. Über eine 3-spurige Straße fahren macht echt Spaß. Die halbe Stadt war gefühlt auch auf den Beinen und hat sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Zunächst ging es eine sehr flache Runde in den Osten Setúbals. Die Beine waren top, die Pace auch. Die persönliche Bestzeit erschien zum Greifen nah. Mit Beginn der zweiten Runde hat sich das Blatt jedoch gewendet, den es ging in Richtung Berge. 

Und auch kleine Berge können gemein sein. 1000 Höhenmeter waren es unterm Strich. Die eigentlich geplante Challenge Lisboa hat gefühlte null Höhenmeter und dementsprechend war meine Vorbereitung auch nicht auf so ein Höhenprofil ausgelegt. Auffällig waren die vielen Pannen, die man unterwegs sehen konnte. Ich ab 22 Platten gezählt, die fluchend repariert wurden. Nachvollziehen konnte ich das nicht, der Asphalt war ok und es gab dank des Sturms auch keinen Dreck auf der Straße.

Auf zu den Höhenmetern.

Aber alles hat ein Ende, auch die Runde in die Berge! Zum Ausklang ging es noch mal in eine sehr große Runde ins Flachland. Zu schön, um wahr zu sein? Richtig. Exakt ab der Wende kam der Gegenwind. Zehn Kilometer mit böigem Gegenwind machen keinen wirklichen Spaß. Da war ich froh, dass endlich die T2 erreicht war und mir auch gleich von freundlichen Helfenden das Rad abgenommen wurde. Schneller Schuhwechsel und auf gings. Der Nachbar neben mir ist erst mal samt Aerohelm auf die Laufstrecke gegangen. Aber ich habe vergessen die Radhandschuhe auszuziehen. Auch nicht viel besser.

Nach den Strapazen der Berge waren die vier Runden zäh. Leider war der Ofen nach dem Radsplit schon ziemlich aus und das Lauf wurde mühsam. Aber es war ein großartiges Publikum, keine Höhenmeter und ich habe viel zum Thema Restaurants gelernt. Wo es gut ist, stehen die Leute im Zweifel weit über eine Stunde zum Mittagessen an. Ich habe meine eigenen Powerbar-Gels dabeigehabt und fleißig gegessen. Das örtliche Produkt habe ich Neugierde halber probiert. Grauenhaft. Die alte Weisheit „Keine Experimente mit der Ernährung im Rennen“ kann ich nur bestätigen. Nach etwas über zwei Stunden auf der Laufstrecke war auch endlich der Zielkanal zum Greifen nah. Kurzer Stopp für ein paar obligatorisch Fotos und ab zum Verpflegungsstand. 

Fazit: Schön wars. Leider war die Zeit durch die Radstrecke nicht wie gehofft, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Dieser großartige Wettkampf ist ab 2022 wieder turnusmäßig im April und damit zu früh in der Saison. Ansonsten hätte ich mich sehr gerne erneut der Herausforderung im Jahr 2022 gestellt. Aber wer weiß, vielleicht wird das Rennen ja wieder verschoben?

Die letzten Meter ins Ziel.