„Es ist 3:30 Uhr am Sonntagmorgen. Am Handgelenk fängt die Uhr an zu vibrieren und auf dem vollgepackten Tisch neben dem Bett gehen zwei Handy Wecker los. Geschlafen habe ich gefühlt keine Minute, der Kopf wollte nicht ausgehen“, beschreibt Stefan Lechner den Start in den längsten Triathlontag seines Lebens. Gemeinsam mit Arnd Zabka, Max Königseder, Florian Eberl, Michael Hartmann und Sebastian Strobl startete der Trisportler beim Ironman Frankfurt, einem der größten Triathlon-Events in Deutschland. Und eigentlich hätte das Sechsergespann ein ganz besonderes Rennerlebnis bekommen sollen. Arnd Zabka startete bereits zum 20. Mal in Frankfurt und hat damit alle bisherigen Ausgaben des Rennens ins Ziel gebracht. Als Dankeschön gab es dafür für ihn und seine Vereinskollegen den VIP-Status und den Start mit den Profis. Doch Ironman machte 11 Tage zuvor einen Rückzieher. Begründung: Die Wechselzone der Profis wäre dann zu klein. War es also nix mit Schnuppern am Neopren der Profis – auch aus einem anderen Grund: „Für die gab es sowieso Neoprenverbot, für uns Gott sei Dank nicht“, erzählt Max Königseder erleichtert.
Der Trupp war zwei Tage vor dem Rennen gemeinsam angereist – und profitierten am Samstag bei der Streckenbesichtigung von Arnds jahrelanger Erfahrung, der mittlerweile jeden lockeren Stein auf der Strecke beim Namen kennt (und zum Glück einer Profi-Triathletin auf die Schwimmstrecke, denn die fragte Arnd kurz vor dem Start nach dem „Weg“). „Ich hab mich ein bisschen gefühlt wie ein Schäferhund, der seine Herde zusammenhalten muss“, witzelt Arnd.
Am Renntag war dann jedoch jeder (zuerst) für sich selbst verantwortlich. Beutel packen, Rad fertig machen, Verpflegung anbringen (Gels, Bananen, Käsebrot) und in Arnds Fall das ein oder andere Interview mit dem Hessischen Rundfunk für die Live-TV-Übertragung. Dann begann das große Warten am Ufer des Langener Waldsees, in dem es bei überraschend glasklarem Wasser auf die 3,8km Schwimmrunde ging. Auch die folgenden 180 km rund um Frankfurt auf dem Rad machte jeder in seinem Tempo und dabei mit den ersten „Qualen“ Bekanntschaft. „Auf der Radrunde bekam ich Knieprobleme, da hatte ich echt Sorge vor dem Marathon“, erzählt Sebastian. Stefan machte zeitig das Gesäß zu schaffen, fand aber eine äußerst praktische Lösung. „Mein Gehirn hat die Schmerzrezeptoren einfach aus- und erst am Montag wieder eingeschaltet“, sagt er scherzhaft.
Auf dem abschließenden Marathon fanden sich kurz nach der Halbmarathon-Marke Max und Stefan (von Krämpfe n begleitet) zusammen und bestritten den Rest des Wettkampfs gemeinsam. „Auf den Fotos sieht das eher nach ‚Walk and Talk‘ aus, da ging einfach nicht mehr viel“, so Max. Aber alle schafften es weit vor dem offiziellen Cut-Off um 22 Uhr, den Zielbogen am Frankfurter Römer zu erreichen. „Als ich realisiert t habe, dass ich es schaffe, konnte ich mit dem Grinsen nicht mehr aufhören“, strahlt Sebastian. Gemeinsam feierten die Jungs mit Bier und Pizza zuerst an der Finishline und danach noch eine Runde an der Hotelbar.
Zu dieser Zeit – rund 1000 km entfernt – kämpfte sich Trisportlerin Frauke Schönfelder noch durch den Marathon entlang der Uferpromenade im französischen Nizza. Dort fand am gleichen Tag der Ironman Nizza statt. „Ich habe seit 19 Jahren von diesem Rennen geträumt und jetzt hat es endlich geklappt. Es lief eigentlich perfekt.
Das Schwimmen im Mittelmeer war trotz Wellengang klasse, die Radstrecke mit 2400 Höhenmeter habe ich mit vielen sorgfältig geplanten Pausen wunderbar bewältigt – aber dann wollte mein Traktus (eine Sehne entlang des Oberschenkels, der bei hoher Belastung zu extremen Schmerzen führen kann) einfach nicht mehr“, erzählt Frauke. Ob das Rennen so überhaupt noch Sinn mache, habe sie sich gefragt – und dann einmal den typischen Tunnelblick verlassen und sich umgesehen. „Die Sonne ging im Meer unter, die ganze Uferpromenade war nur für uns Läufer gesperrt, das ist so einmalig, das genieße ich jetzt einfach.“ Also wurde aus dem geplanten Marathon ein 30 Kilometer langer Marsch. Zeit war genug übrig und so hieß es auch für Frauke am Ende des Tages: YOU ARE AN IRONMAN!
Max, Stefan und Sebastian haben die Erlebnisse ihres Ironman-Wochenende detailliert aufgeschrieben. Wer mag, findet die Berichte hier zum Nachlesen