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Trisportler beim Challenge 70.3 in Lissabon

Olha o mar da tarde calma, ouve o que ele diz, Canta o Sol que tens na alma” heißt es in einem Schlager von Paulo de Carvalho, “Schau auf das ruhige Nachmittagsmeer, hör was es sagt, die Sonne die Du in der Seele hast, die singt“.

Die portugiesische Hauptstadt Lissabon mit ihrer malerischen Lage am Fluss Tejo ist immer eine Reise wert. Und was ist für uns Triathleten noch schöner als ein Urlaub? Richtig – ein Urlaub, um auswärts einen Triathlon zu machen. Trisport-Mitglied Sebastian Strobl berichtet von seinem Erlebnis in Portugal:

Mein Start war eigentlich für 2020 geplant. Doch dann kam das Virus und die Veranstaltung wurde auf 2021 verschoben. Und dann wieder auf 2022. Aber endlich sollte es im Mai 22 klappen. Die Anreise nach Lissabon ist relativ unproblematisch. Ab München verkehren pro Tag fünf Flüge nach Lissabon. Aus meinem 70.3 in Setúbal 2021 habe ich dazu gelernt und für Lissabon ein Hotel gewählt, das nur 350m vom Start entfernt ist, um die Wege kurz zu halten. Vom Flughafen Lissabon ging es bequem mit der U-Bahn in drei Stationen bis zum Hotel.

1998 war Lissabon Austragungsort der Expo und man hat dafür eine Industriebrache in den heutigen Parque das Nações umgebaut. Mit viel architekturellem Mut und großen Grünflächen wurde direkt am Fluss Tejo ein beindruckendes Ensemble gebaut. 20 Jahre später ist das Expo-Gelände ein dicker Pluspunkt für den Triathlon. Direkt neben dem Schwimmstart ist auch der Schwimmausstieg und die einzige Wechselzone.

Der Start war ab 7.30 in 3 Wellen vorgesehen. Startzeit für mich war für 7.35 Uhr terminiert. Ein dicker Pluspunkt, perfekt zum Ausschlafen! Da es in Erding dank der Witterung noch nicht so recht mit Freiwasserschwimmen geklappt hat, hatte ich ziemlichen Respekt vor dem Schwimmen und bin von 16 Grad Wassertemperatur ausgegangen. Das Wasser im Hafenbecken hatte aber schon 20 Grad. Die Schwimmstrecke ist kurios. Man schwimmt in einem alten Flughafen. Ja, richtig gelesen. Einem alten Flughafen. Früher gabs hier einen Flughafen für Wasserflugzeuge, der aber nach 1956 in den Dornröschenschlaf gefallen ist und in das Expo Gelände integriert wurde.

Regelmäßiges Schwimmtraining im Winter hat sich hier wieder ausgezahlt und nach 33 Minuten war das Schwimmen gemeistert. Über eine flache, aber sehr enge Rampe geht es aus dem Wasser. Eine Dusche zum Durchlaufen wäre jetzt angenehm gewesen, um das Brackwasser runterzubekommen, aber die gabs leider nicht. Ein Becher Wasser ins Gesicht musste reichen.

Der Veranstalter hat statt Wechselbeutel kleine Wäschekörbe ausgegeben, in denen neben dem Fahrrad die Rad- bzw. Laufschuhe usw. platziert werden mussten. Erst habe ich darüber geschimpft, aber dann bin ich ganz gut damit zu Recht gekommen. Bei 881 Startern wurden 2643 Säcke gespart. Und die Teilnehmer mussten nur das Rad suchen und nicht auch noch den Wechselbeutel.

Da auch der nasse Neo in den Waschkorb musste, wäre es das nächste Mal aber geschickt eine Plastiktüte dafür einzupacken. So habe ich den Korb taktisch gepackt, damit die Laufsachen nicht nass werden. Helm auf, Kinnriemen zu und los gings auf dem Fahrrad.

Zunächst ging es knapp 2km durch einen neuen Stadtteil mit vielen schönen Häusern. Und dann wurde es richtig gut, da die Strecke von da ab 11km über eine komplett gesperrte Autobahn die Küste der Tejo-Mündung entlangführte. Und hier schließt sich auch der Kreis zu dem portugiesischen Lied vom Anfang. Das Wasser lag ruhig glitzernd in der Sonne und die Brachen neben der Autobahn war voller kleiner, blauer Blumen. Das mag jetzt kitschig klingen, aber ich war mit mir absolut im Reinen.

Und wen es läuft, dann läuft es. Schnell war das Ende der ersten Radrunde erreicht und es ging einen doch ziemlich zähen Kilometer 60Hm nach oben. Die Rückfahrt war ähnlich ruhig. Kurz vor der Wende musste man noch einmal einen steilen Anstieg meisten und es ging über ein Autobahnkreuz in die Runde zwei von vier.

Der Wetterbericht hatte für die Zeit von 10-12 Uhr Wind mit ca. 10km/h aus nordwestlicher Richtung angekündigt, was immer Gegenwind auf dem Rückweg bedeutet hätte. Aber ich hatte Glück und der Wind kam verspätet. Was bedeutet hat, dass ich die 90km mit einem 32er Schnitt fahren durfte. In der Wechselzone wurde es unterhaltsam. Nein, auch in Lissabon hat der Helm am Kopf zu sein und der Kinnriemen geschlossen zu sein, solange man das Fahrrad in der Hand hat. Die Diskussionen, die manche Leute mit den Referees geführt hatten, waren schräg.

Der Wechsel auf die Laufstrecke war dafür schnell erledigt. Nach ein paar Minuten war ich schon wieder draußen aus der Wechselzone, um die erste von vier Runden zu absolvieren. Als ich auf die Uhr geschaut habe, war ich irritiert – 4min 30sec für den ersten Kilometer, das ist zu schnell für mich. Viel zu schnell. Aber der Kopf wollte unbedingt Gas geben. Der Körper hat ihm dann aber schnell klargemacht, dass er lieber langsamer machen würde. Aber immerhin – die ersten fünf Prozent der Laufstrecke waren damit schon erledigt. Unterwegs hatte die Feuerwehr einen Wassersprenger aufgebaut. Durch sowas durchzulaufen, macht Spaß und kühlt ab. Aber gleichzeitig ist es auch gefährlich, da die Laufschuhe besser nicht nass werden. Sonst sind Blasen unterwegs garantiert.

Zur Gefahr wurde aber die Verpflegungsstelle danach. Agua [Wasser]? Sím [ja]! Und noch einen kleinen Becher Iso, wenn man schon da ist. Das mir >dieses< Iso leichte Bauchkrämpfe macht, habe ich in Runde zwei gelernt, als ich nach dem zweiten Becherchen wieder Probleme hatte. Niemals im Wettkampf unbekannte Dinge essen oder trinken. Die alte Regel hat immer noch ihre Gültigkeit. Endlich war die Wende erreicht und es ging zurück. Bei fast 30 Grad war es ein zähes Unterfangen.

Nach der Wende in der vierten Runde habe ich dann angefangen zu rechnen, ob ich mein Ziel, unter sechs Stunden, schaffen könnte. Das Ergebnis meiner Kalkulation war ein ja, allerdings durfte mein Schnitt nicht weiter einbrechen. Gehpausen wären auch nicht gerade förderlich gewesen. Ich habe mich also gezwungen weiter zu laufen. Als das Ziel nur noch ein paar hundert Meter weg war, habe ich das Tempo angezogen und sogar einen Sprint über die letzten hundert oder zweihundert Meter aufs Parkett gelegt, der mit gehörigem Beifall honoriert wurde.

Auf einmal war sie wieder da, die Sonne in der Seele aus dem Schlager. Ich habe nicht nur meine Wunschzeit von unter sechs Stunden geschafft, sondern auch meine geheime Traumzeit (5h45min), von der ich niemand was davor gesagt hatte, unterschritten. Fünf Stunden, vierundvierzig Minuten und ein paar Sekunden habe ich gebraucht. Als ich das realisiert habe, war ich Happy. Mega Happy!

Schnell war das Fahrrad geholt und aus dem Wettkampfbereich ausgecheckt. Zurück zum Hotel. Die kalte Dusche war herrlich. Aber noch schöner war dann ein großer Eisbecher, den es danach gab. Würde ich beim Triathlon in Lissabon wieder mitmachen? Wahrscheinlich schon. Die Organisation ist grauenhaft, aber die Location ist fast nicht zu toppen. Überschaubare Schwimmstrecke. Geniale, schnelle Radstrecke und abwechslungsreiche Laufstrecke. Für einen alten Hasen macht das Orga-Chaos auch nichts aus. Für einen Anfänger würde ich dann aber eher zu wohlstrukturierteren Veranstaltungen raten. Leider wird es per Stand heute keine Challenge in Lissabon mehr geben. Der Veranstalter wird künftig etwas Eigenes in sehr befremdlichen Format(en) auf die Beine stellen.

Ein Triathlon im Ausland ist eine feine Sache. Viele schreckt aber die (An)Reise ab. Was ist, wenn ich etwas vergesse? Das Ganze ist doch so kompliziert und teuer!

Ja, natürlich kannst Du etwas vergessen. Aber wenn Du zum Tegernsee Triathlon fährst und vor Ort feststellst, dass der Neopren-Anzug noch zu Hause im Bad hängt, dann ist das auch blöd. Mit etwas Vorbereitung und Struktur lässt sich das locker handhaben. Es gibt zahlreiche Checklisten, was man für seinen Triathlon alles braucht.

Ich gehe beim Packen jede einzelne Disziplin vorher im Kopf durch. Was brauch ich, um zum Schwimmen zu kommen? Was brauch ich beim Schwimmen? Was brauche ich, um aufs Rad gehen zu können? Was brauche ich unterwegs auf dem Rad? Was brauche ich für den Wechsel auf die Laufstrecke? Und was brauche ich beim Laufen? Das Ganze packe ich auf einzelne Häufchen und lasse noch einen Buddy-Check machen. Dann kann fast nichts mehr passieren.

Die Flüge nach Lissabon und das Hotel haben wir mit 7 Monaten Vorlauf gebucht. Das hat für günstige Preise gesorgt. Und durch die frühe Buchung konnten wir uns einen guten Preis im Hotel sichern UND ein Zimmer im Hotel per se! Zum Zeitpunkt meines Check-Ins war das Hotel komplett ausgebucht. Zwar gibt’s in Lissabon Hotels für jeden Geldbeutel wie Sand am Meer, aber von der City ist man mit dem Taxi gut 20 Minuten unterwegs. Öffentlich dauerts mindestens ‚ne halbe Stunde – und das ist alles vermeidbarer Stress.

Also, auf geht’s! Trauts Euch! Es gibt so viele schöne Triathlons an so vielen fantastischen Orten, die nur darauf warten, von Euch entdeckt zu werden.

Text und Fotos: Sebastian Strobl